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Chronik

Die Entstehung der Pfarrei „Zu den heiligen Aposteln“

Der Stadtteil Büchenbach-Nord entsteht und eine neue Kirchengemeinde wird notwendig

Als sich gegen Ende der 60er Jahre der Bau des Main-Donau-Kanals dem Erlanger Stadtgebiet näherte, war für Büchenbach der Beginn einer neuen Entwicklungsphase gekommen. Alte Verkehrs- und Verbindungswege wurden durchtrennt, neue mussten geschaffen werden. Hand in Hand damit begannen die Planungen für eine Siedlungserweiterung nordöstlich des alten Dorfkerns. So entstand zu Beginn der 70er Jahre das größte Neubaugebiet Erlangens an der Straße Am Europakanal, am Würzburger Ring, an der Steigerwaldallee und der Bamberger Straße sowie In der Reuth. Es wurden Hochhäuser, Häuserblocks, Mehrfamilien-, aber auch Einfamilienhäuser errichtet, in die Hunderte von Neubürgern einzogen. Die Stadt Erlangen eröffnete 1974 eine Grundschule an der Bamberger Straße, zwei Jahre später einen Kindergarten an der Schweinfurter Straße und seit 1975 war ein evangelisches Gemeindezentrum in Planung. 1977 nahm das Fortbildungsinstitut der Lebenshilfe e. V. an der Kitzinger Straße seine Arbeit auf und im selben Jahr wurde das Bezirkskrankenhaus bezogen. Ein neuer Stadtteil war entstanden: Büchenbach-Nord.

Diese Entwicklung bedeutete für die Pfarrei St. Xystus, dass ihre seelsorgliche Arbeit von Jahr zu Jahr zunahm, weil immer mehr Katholiken zu betreuen waren. Diese Tatsache veranlasste den damaligen Pfarrer von Büchenbach, Ehrhard Nüßlein, schon im Frühjahr 1972 der Stadt Erlangen mitzuteilen, dass „die katholische Kirche beabsichtigt, in diesem Gebiet eine Filialkirche bzw. Gemeindesaal zu errichten.“

Auch das Erzbischöfliche Ordinariat in Bamberg reagierte auf die ständig wachsende Zahl der Katholiken in Büchenbach-Nord, indem es im Jahre 1974 der Pfarrei St. Xystus Frau Ingrid Kiesewetter als Gemeindereferentin zuwies und ihr den Religionsunterricht an der Realschule und an der Grundschule Büchenbach-Nord übertrug. Diese Grundschule war damals das einzige Kommunikationszentrum in dem Neubaugebiet. Zusätzlich zu dem Lehrauftrag betraute das Seelsorgeamt der Erzdiözese Bamberg Frau Kiesewetter mit der seelsorglichen Betreuung von Büchenbach-Nord als Schwerpunkt ihrer Gemeindearbeit. Für diese Aufgabe war sie durch ihre sozialpädagogischen Zusatzstudien in dem soziologisch so inhomogenen neuen Stadtteil bestens gerüstet. Auch ergab sich für sie von Anfang an eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem evangelischen Pfarrer Michold und seiner Gemeinde.

Zu Beginn des Jahres 1976 wollte die Stadt Erlangen „einen Bauplan für den Bereich zwischen Forchheimer Straße und Odenwaldallee aufstellen“ und fragte deshalb bei der Pfarrei St. Xystus an, ob die Absicht noch zuträfe, eine Filialkirche in Büchenbach-Nord zu errichten. Für Pfarrer Nüßlein und Gemeindereferentin Kiesewetter stand das außer Zweifel und deshalb wurde am 10. Mai 1976 im Planungsamt der Stadt Erlangen der mögliche Standort eines katholischen Gemeindezentrums erörtert. Eine Entscheidung fiel schließlich am 15. Juli 1976 bei einer erneuten Besprechung im Baureferat der Stadt, an der auch Domkapitular Wunder aus Bamberg teilnahm. Im Protokoll dieser Sitzung hieß es abschließend:

Übereinstimmend wurde der im Flächennutzungsplan vorgesehene Bereich [westlich der Odenwaldallee und gegenüber der evangelischen Kirche] als Kirchenstandort aus folgenden Gründen gutgeheißen:

Der vorgesehene Standort liegt … im Schwerpunkt der Besiedelung.

Der vorgesehene Standort liegt in dem Bereich weiterer geplanter zentraler Einrichtungen wie evangelische Kirche, Kindergarten, Supermarkt, öffentliche Grünanlagen, Kinderspielplatz u. a.. Dadurch wird eine städtebauliche Mitte geschaffen, die sowohl für die einzelnen Einrichtungen als auch für das gesamte Neubaugebiet vorteilhaft ist.

Nur fünf Tage später traf man sich wieder im Stadtplanungsamt, diesmal waren Herr Saffer vom Sekretariat für Kirchliche Raumordnung und Seelsorgeplanung in Bamberg sowie der evangelische Pfarrer Michold dazu gekommen. Bei dieser Besprechung stellte sich heraus, dass für die evangelische Kirche die Standortfrage „schon seit einigen Jahren“ beschlossene Sache war. Deshalb schied „aus Platzgründen und wegen zeitlich unterschiedlicher Disposition“ eine ökumenische Lösung aus. Für die katholische Kirche akzeptierte Herr Saffer den von der Stadtplanung vorgesehenen Standort. Im Flächennutzungsplan sollte eine Bedarfsfläche von 5.000 qm ausgewiesen werden.

Nach eingehenden Diskussionen fasste die Kirchenverwaltung St. Xystus am 2. November 1976 den alles entscheidenden Beschluss:

Die Kirchenverwaltung Erlangen-Büchenbach hat nach Kenntnisnahme des voraussichtlichen Bevölkerungszuwachses in Büchenbach-Nord den Beschluß gefaßt, eine Vorbehaltsfläche zum Bau eines Gemeindezentrums zu beantragen. Das Raumprogramm für dieses Zentrum soll umfassen: Kirche mit Werktagskapelle (400 Sitzplätze), Wohnräume für einen Geistlichen und einen kirchlichen Bediensteten, Gruppenräume, Kindergarten, Saal. Als Bedarfsfläche sollen hierfür bei der Stadt Erlangen 7.000 qm ausgewiesen werden.

Damit stand nun fest, dass in Büchenbach-Nord einmal eine neue katholische Gemeinde mit eigener Kirche und Gemeinderäumen entstehen sollte. Die Ausführung des Baues war – abgesehen vom Plazet des Erzbischöflichen Ordinariats in Bamberg sowie der Stadt Erlangen - Aufgabe der Mutterkirche, d. h. der Kirchenstiftung St. Xystus, repräsentiert durch die Kirchenverwaltung St. Xystus. Sie war rechtlich gesehen die Institution, die die Trägerschaft des ganzen Bauvorhabens übernehmen musste und Rechtsgeschäfte abschließen konnte, da es in Büchenbach-Nord weder Kirchenstiftung noch Kirchenverwaltung gab.

Sicherlich waren sich die damaligen Mitglieder der Kirchenverwaltung St. Xystus – das waren Pfarrer Nüßlein, Frau Marianne Vorrath sowie die Herren Hans Batz, Valentin Fink, Georg Frank, Reinhard Kaller, Hans Polster, Wolfgang Schuchardt und Valentin Weller – bewusst, welche verantwortungsvollen Entscheidungen sie künftig würden treffen müssen, aber auch welche Arbeit und welcher Ärger auf sie zukommen würden.

Die erste Bewährungsprobe für die Kirchenverwaltung St. Xystus ließ nicht lange auf sich warten, denn das Bauamt der Erzdiözese Bamberg hielt eine Grundfläche von 5.000 qm für „ausreichend“. Dieses Machtwort aus Bamberg, das eine Verkleinerung des künftigen Gemeindeareals zur Folge gehabt hätte, wollte die Kirchenverwaltung von St. Xystus jedoch nicht hinnehmen und dafür schuldet ihr die Apostelgemeinde ganz großen Dank. Im Namen der Kirchenverwaltung schrieben Pfarrer Nüßlein als Vorsitzender und Kirchenpfleger Kaller am 22. November 1976 einen sehr mutigen Brief an das Metropolitankapitel in Bamberg. Darin wiesen sie darauf hin, dass sie sich

... die Mühe gemacht haben, einige Pfarreien in Erlangen hinsichtlich deren vorhandenen Flächen, Katholikenzahlen und bestehenden Einrichtungen zum Vergleich heranzuziehen. Und sie folgerten: Hieraus und aus eigener Erfahrung wissen wir sehr gut, daß bestehende kirchliche Zentren mit einer von Ihnen vorgesehenen Fläche nicht nur über Raumnot, Beengtheit und Einschränkung möglicher kirchlicher Aktivitäten klagen, sondern auch von der Optik her der Öffentlichkeit ein Bild der Unausgewogenheit und Planlosigkeit bieten.

Sie wiesen ferner darauf hin, dass der Flächenbedarf zu einem vertretbaren Preis zu decken sei und außerdem könne man ggf. eine nicht benötigte Teilfläche später wieder veräußern.

Das Ordinariat in Bamberg ließ sich schließlich von diesen Argumenten überzeugen, und damit ist es den beherzten und weitsichtigen Entscheidungen der damaligen Kirchenverwaltung von St. Xystus zu verdanken, dass heute die Apostelkirche ein den Bedürfnissen gut angepasstes, genügend großes und mit ansprechenden Außenanlagen ausgestattetes Gemeindezentrum mit Hort besitzt.

Die Entstehung eines neuen Stadtteils im Westen Erlangens blieb auch Kaplan Kunibert Wittwer nicht verborgen, der damals in der Erlanger Pfarrei "Herz Jesu" tätig war und Kontakt zu Gemeindereferentin Kiesewetter hatte, die er von der gemeinsamen Dienstzeit in Rehau kannte. Eine neue Kirchengemeinde hier aufbauen zu können, begriff er als Chance und Herausforderung. Auch Pfarrer Nüßlein erachtete einen Seelsorger für Büchenbach-Nord als absolut notwendig und schilderte im Sommer 1977 in einem Brief an den Generalvikar die Situation in seiner Pfarrei:

Die seelsorgliche Lage im Gebiet Büchenbach-Nord erfüllt meine Mitarbeiter und mich mehr und mehr mit Sorge. Das Gebiet, in dem derzeit etwa 4.000 Katholiken wohnen, - bis 1985 ist mit 6.000 zu rechnen – kann … nicht hinreichend pastoral betreut werden. Die Pfarrkirche St. Xystus, in der jedes Wochenende 4 Gottesdienste abgehalten werden, ist viel zu klein für die ständig wachsende Bevölkerungszahl. Die mittlerweile größte Pfarrei Erlangens verfügt über die kleinste Kirche. … Außerdem erschwert die räumliche sowie die soziale Struktur der Pfarrei eine Einbindung der Neubürger in die alte Pfarrei ungemein. Die kath. Bevölkerung, soweit sie noch einigermaßen Reste von Kirchenbewußtsein hat, verläuft sich zum geringeren Teil in die näher gelegene Pfarrei St. Heinrich oder in die Stadt, der größte Teil wird immer mehr der Kirche entfremdet.

Das Metropolitankapitel hat sich vor einigen Monaten durch Reservierung eines Grundstücks zur Errichtung einer Seelsorgestelle in etwa fünf Jahren entschlossen. In personeller Hinsicht kann aber mit dem systematischen Aufbau einer Gemeinde, vor allem durch Einrichtung einer Gottesdienstgelegenheit mitten im Wohngebiet, zunächst vielleicht in einem profanen Raum, nicht länger zugewartet werden. Von den beiden Geistlichen von St. Xystus ist diese Arbeit nicht mehr zu leisten.

Solch offene Worte hatten zur Folge, dass das Erzbischöfliche Ordinariat dem Gesuch von Kaplan Wittwer stattgab und ihm mitteilte „Mit Wirkung vom 16. Sept. 1977 werden Sie in dem nördlichen Teilgebiet der Pfarrei St. Xystus in Form einer Lokalkaplanei mit besonderem Seelsorgeauftrag tätig. Gleichzeitig werden Sie durch das Schulreferat des Erzbischöflichen Ordinariats mit der Erteilung von Religionsunterricht an der Realschule am Europakanal beauftragt.“ Kaplan Wittwer nahm diesen Auftrag an und zog damals bewusst nicht in das Pfarrhaus von St. Xystus, sondern in eine Wohnung am Würzburger Ring 35/V, also mitten in sein neues Wirkungsgebiet.

Der Bau einer katholischen Kirche und eines Gemeindezentrums in Büchenbach-Nord lag 1977 jedoch noch in weiter Ferne. Der Erlanger Stadtrat war sich zu dieser Zeit über die Bebauung des Stadtwestens nicht einig. Schließlich empfahl die „Gutachter-Konkurrenz Erlangen-West“ einstimmig das Baukonzept, das von der Stuttgarter Planungsgruppe Kilpper erarbeitet worden war. Am 5. Oktober 1977 sollte dieser favorisierte Plan im Bauausschuss der Stadt Erlangen endgültig beschlossen werden, was jedoch nicht geschah. Bei dieser Sitzung konnten sich aber die Mitglieder der Kirchenverwaltung St. Xystus ein ungefähres Bild vom künftigen Baugebiet Büchenbach-Nord machen. Auf ihrer nächsten Sitzung am 13. Oktober 1977 entschieden sie sich mit 7:1 Stimmen für den vom Bauamt favorisierten Platz für eine katholische Kirche südlich des 2. Bauabschnittes und westlich der Odenwaldallee und der dortigen Besiedelung, also mitten im neuen Wohngebiet. Kaplan Wittwer hat dies später so formuliert:

Der Standort der Kirche ist … ganz bewusst gewählt, mitten in der Welt, … inmitten der ganzen Wirklichkeit hat die Kirche ihren Platz. Sie teilt das Leben mit allen; schöpft Hoffnung und Kraft aus dem Evangelium und aus dem gemeinsamen Gottesdienst und wirkt mitten in die Welt.

Die Würfel waren gefallen. Bamberg hatte einen Priester nach Büchenbach-Nord entsandt, der eine Gemeinde aufbauen sollte, und das auch mit all seinen Kräften tun wollte. Ebenso stand fest, dass es einmal eine katholische Kirche mit Gemeindezentrum geben würde. Die Realisierung des Bauvorhabens sollte jedoch im Gegensatz zur Entstehung einer Kirchengemeinde einige Jahre länger dauern. Dass es jedoch zum Aufbau einer verantwortungsvollen christlichen Gemeinde sowie dem gelungenen Bau von Hort, Kirche und Gemeindezentrum kam, ist in hohem Maße Domdekan Dr. Josef Kraus zu verdanken, dem damaligen Leiter des Seelsorgeamtes der Erzdiözese Bamberg. Er war es, der in den Gründungsjahren durch sein seelsorgliches Verständnis, seinen Sachverstand und seine Autorität die Voraussetzungen dafür schuf, dass die Entwicklung der Apostelgemeinde so verlief, wie es dann geschah. Sein Bild hängt deshalb im Foyer der Kirche.