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Impulse

Vollständiger Artikel zur Kirchenführung in den Impulsen April 2013

Architektur und Gestaltung der Apostelkirche als Umsetzung des II.  Vatikanischen Konzils,

so das Motto einer Führung durch die Apostelkirche am Sonntag, 03.03.2013.

Das Thema sollte nicht missverstanden werden. Es war auf keinen Fall so, dass das Gemeindezentrum „mit den Konzilstexten unterm Arm“, sozusagen nach einer festen Vorgabe, geplant worden  wäre. Es war einfach der Mut des Exodus, des Aufbruchs, Neues zu wagen, der damals noch weitgehend die Lage der Kirche bestimmte. Trotzdem ist die gesamte Gestaltung des Baus natürlich nicht ohne die Ideen des Konzils denkbar: die Orientierung an der Bibel, die erneuerte Liturgie, die Kirche als Volk Gottes unterwegs, mit dem Auftrag nicht nur für sich da zu sein sondern für die Menschen in der Gemeinde und im Stadtteil. Ausdrücklich muss betont werden, dass in keiner Weise festgelegt wurde, es müsse alles so bleiben wie am Anfang entworfen, sondern dass von vorneherein klar war, dass die vielen Ungewissheiten eines Aufbruchs auch Korrekturen und Neujustierungen erforderlich machen können.

Hr. Wittwer im Foyer: Die gesamte Büchenbacher Anlage für Versorgungseinrichtungen des täglichen Bedarfs einschließlich der Kirchenzentren ist das Ergebnis eines Architektenwettbewerbs, der im Auftrag der Stadt Erlangen, der Evangelischen und der Katholischen Kirchengemeinde durchgeführt wurde. Der Standort der Kirche ist bewusst gewählt. Es soll dargestellt werden, dass die Kirche als Ganze mitten in der Welt ist: Wo Klein und Groß sich begegnen, wo Leid hereinbricht und Menschen Feste feiern, wo Gemeinschaft gesucht wird und Einsamkeit ertragen werden muss, wo sich Menschen um die Zukunft der Welt sorgen und für ein menschwürdiges Leben kämpfen. Die Kirche soll dem Stadtteil und allen Menschen zugehörig sein, aber doch nicht ganz in der Welt aufgehen, sondern dabei stets auf die geistliche, religiöse Wirklichkeit hinweisen.

Wichtig war die Rangfolge, in der die Bauvorhaben realisiert wurden: 30% der Alleinerziehenden in Erlangen wohnten damals im neu entstehenden Stadtteil Büchenbach-Nord. Deswegen wurde zuerst der Kinderhort errichtet und dann das Gemeindezentrum.

Das geräumige Foyer selbst ist der Bereich des Ankommens, des sich Einfindens, wie er sich auch in vielen traditionellen Kirchenbauten findet, ist Versammlungsraum für die Gemeinde (Osterfrühstück, Fastenessen, Frühschoppen), ist Verbindungsraum zum Kirchenraum, zu den Gruppenräumen, zum Büro, bietet die Möglichkeit zu Information über gemeindliches und kirchliches Geschehen.

Auf dem Vorplatz: Die Form des Gemeindezentrums (Kubus) ist den umliegenden Gebäuden ähnlich, aber gleichzeitig auch ganz anders (Zugangsbereiche, Kirchturm, Fenster). Symbolisch wird das Anliegen von Papst Johannes XXIII. verdeutlicht, dass sich die Kirche der Welt gegenüber „öffnen müsse“. Viele Türen führen in das Gemeindezentrum und die Kirche und ebenso wieder heraus. Durch große und tiefe Fenster kann man hinein- und hinaussehen (man vergleiche dazu etwa die Architektur von St. Bonifaz, die aus einer noch nicht allzu fernen aber doch ganz anderen Zeit stammt). Der Gottesdienst ist kein Geheimgeschehen, die Kirche keine feste Burg, sondern einsehbar, begehbar. Zusätzlich laden Sitzgruppen in den Eingangsbereichen zum Verweilen und Plaudern ein.

Das macht den Auftrag sichtbar: Eine christliche Gemeinde zeigt sich in externer und interner Information, weiter durch Gemeinschaft, Verbindung, Zusammengehören, also Kommunikation, ferner im Engagement für andere in der Nähe und Ferne. Die Art der Information, Kommunikation und  des Engagements wird getragen durch christliche Spiritualität, ist orientiert durch Gottesdienst und Gebet.

 Hr. Schneider im Hauptkirchenraum: In der Liturgiekonstitution liest man, was später als Grundgesetz der Liturgiereform bezeichnet wurde: Das christliche Volk muss die liturgischen Handlungen „möglichst leicht erfassen und in voller, tätiger und gemeinschaftlicher Teilnahme mitfeiern“ können (LK 21). Daraus ergibt sich, dass der Kirchenraum Gemeinschaft um den Altar ermöglichen sollte, hier bei uns insbesondere durch die Nähe von Altar und Gemeinde, von Priester und Gemeinde, allgemein durch die Zelebration zum Volk, die Verwendung der Muttersprache, und ganz weit gefasst, dass beim Neubau von Kirchen „gemeinschaftsorientierte Communio-Räume“ (eine Formulierung aus der Ausstellung zum Vatikanum II) entstehen sollen. Dies wurde in der Apostelkirche wie in vielen nachkonzilikaren Kirchenbauten versucht und zu einem Gutteil erreicht.

Besondere Merkmale der Apostelkirche sind die Zuschaltbarkeit von Erweiterungsräumen zum Hauptkirchenraum (die abgetrennten Erweiterungen werden für gemeindliche Versammlungen aller Art genutzt), sowie das Verbleiben bei einer Ausstattung mit Stühlen, um eine größere Variabilität bei einzelnen Gottesdienstformen zu erreichen und zu erhalten (Sitzen um den Altar, im Halbkreis, variabler Raum für den Chor und Musikgruppen).

Zu einzelnen Kunstgegenständen: Nach der Maßgabe des Konzils (LK 125) sollen Bilder in den Kirchen erhalten bleiben, aber „in mäßiger Zahl und in der rechten Ordnung“:

Der Taufstein, der als Weihwasserstein dient,  ermöglicht, dass das Weihwassernehmen zum Taufbekenntnis wird. Auf dem Weihwasserbecken ist im Kreis angeordnet eine Gruppe von Menschen dargestellt, die Lücken für neu Hinzukommende lässt.

Das große Kreuz beinhaltet eine Darstellung Mariens am Fuß des Kreuzes mit Jesus auf dem Schoß der Mutter. Maria ist von Anfang an eingeordnet in das Heilsgeschehen, das in Kreuz und Auferstehung gipfelt. Das Kreuz wird schließlich zum Lebensbaum (Querbalken) und gibt damit den Urzustand im Paradies als Ziel des Glaubens und der Hoffnung vor. Das Kreuz steht aber nicht nur auf Golgota sondern mitten in unserer Welt, in unseren Städten, in unserem Leben (siehe Standplatte).

Der Tabernakel enthält auf seinen  Türen eine Darstellung der Emmausgeschichte, einer der tiefsten und stimmigsten Ostergeschichten, die zwischen Zweifel, Verzweiflung und Gewissheit, zwischen Rationalität und Glauben, zwischen Festhaltenwollen und Loslassenmüssen hin und her spielt, als wäre sie gerade für unsere Zeit geschrieben, und von der definitiven Gewissheit berichtet: Der Herr ist wahrhaft auferstanden.

Fr. Eckert am Ambo meditativ und eindrücklich zu wichtigen Themen der Verkündigung:

Der Prophet, der Wegweisung gibt und zum Anstoß wird, der einen Auftrag, den er sich nicht ausgesucht hat, ausführen muss. Hier weist er hin auf die Auferstehung.

Die Auferstehung und die Botschaft an die Frauen: er ist auferstanden, er ist nicht hier, er geht euch voraus nach Galiläa.

Schließlich die Verzweiflung des Judas kurz vor seiner Verzweiflungstat, der noch einmal geborgen wird in der wohl wortlosen Umarmung durch Jesus, die Umkehrung der Umarmung am Ölberg. Jede und jeder von uns kann Judas sein.  So hat auch diese Figur ihren Platz in unserer Verkündigung, in unserer Gemeinde. Jede/r ist umfangen von der Gnade Gottes, über die wir nicht  verfügen können.

K. Wittwer, G. Schneider, B. Eckert