Impulse: Herr Jungbauer, Sie sind nun seit 5 Jahren in unserer Gemeinde und seit 20 Jahren Priester. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum und vielen Dank für Ihre Arbeit bei uns! Wie geht’s Ihnen hier?
Marcel Jungbauer: Gut! Es gibt so viele Aktivitäten hier in der Gemeinde. Gerade jetzt in der Coronazeit habe ich mich über die Aufnahmeteams sehr gefreut, die es geschafft haben Bild- und Tonaufnahmen jede Woche pünktlich zu Gottesdienstvideos zusammenzufügen. Es laufen viele Arbeiten im Hintergrund und Netzwerke funktionieren. Es ist sehr schön, dass das klappt!
Auch „außerhalb“ von Corona sehe ich, wie gut die Gemeinden im Erlanger Westen zusammenarbeiten. Wie vertraut man miteinander ist, wie viele Schnittmengen es gibt, wie viel schon geklärt ist. Es gibt viel Verständnis für einander!
Gehen wir mal 5 Jahre zurück: Wie kam es damals dazu, dass Sie nach Büchenbach gekommen sind?
Ein Jahr zuvor bat mich der Erzbischof schon, mal zu überlegen, was sich nach meiner Zeit in Bayreuth als Pfarrer und Dekan anschließen könnte. Der Personalchef, Domkapitular Schieber, sagte dann „Fangen Sie in Erlangen an!“ Das war nicht aus heiterem Himmel - aber trotzdem überraschend.
Es war keine leichte Entscheidung von Bayreuth wegzugehen. Ich hatte da vieles angestoßen, viele Prozesse sind gerade angelaufen. Wir hatten dort sehr schöne Konveniats (Treffen der Hauptamtlichen eines Dekanats), wo wir hochgradige Referenten eingeladen und interessante Einrichtungen besucht haben. Diese Tradition gibt es leider in Erlangen nicht.
Schauen wir noch weiter in die Vergangenheit: Wie sind Sie zur Entscheidung gekommen Priester zu werden?
Ich habe mich in der 7. Klasse entschieden, dass ich das machen will.
Warum?
Das kann ich gar nicht sagen. Eines Tages hatte ich die Klarheit: das will ich machen! Und dabei ist es geblieben.
Waren Sie sehr in Ihrer Heimatgemeinde eingebunden?
Ich war kein Ministrant, hatte keine Ämter. Aber ich war im Gottesdienst dabei, hab viele Familien gekannt. Wir waren nach den Gottesdiensten zusammengestanden, haben uns ausgetauscht und überlegt, was machen wir. Ähnlich, wie hier in der Apostelgemeinde beim Frühschoppen.
Haben Sie sich den Priesterberuf damals schon so vorgestellt?
Ich wollte schon immer Pfarrer werden und das bin ich auch gerne!
Ich bin noch ganz anders ausgebildet, als es jetzt geschieht. Damals ging es um eine Gemeinde und einen Pfarrer. Jetzt sind wir ein Team von zwölf Leuten in einem riesigen Bereich. Aber ich mach das gern!
Was ist Ihnen vor 5 Jahren aufgefallen, als Sie hierhergekommen sind?
Ich hab ja schon ein paar Leute gekannt in der Gemeinde, weil ich zuvor auf der Israelfahrt dabei war. Auch gab es Büchenbacher, die Kontakt zu Gemeindemitgliedern in meiner Heimatpfarrei hatten.
Auffällig war, die Erkenntnis, dass es in Erlangen nicht so die Bürgerschicht gibt, die ich aus anderen großen Städten kannte. Erlangen hat durch die großen Arbeitgeber eine viel stärkere Durchmischung und Internationalität erfahren.
Sehr positiv ist mir das Hauptamtlichenteam aufgefallen, das von Anfang an gut funktioniert hat.
Was war Ihre größte Herausforderung?
Der neue Seelsorgebereich. Der Suchprozess, welche Gemeinden zusammen passen. Nun der Weg des Zusammenfindens.
Hätten Sie gerne etwas anders gemacht?
Es liegt nicht daran, was ich anders mache, sondern was die Gemeinden miteinander machen. Die Frage ist, wo findet sich jede Gemeinde und wo finden sich die Gemeindemitglieder wieder. Das ist ein gemeinsamer Prozess.
Was steht für die Zukunft an?
Es geht darum, wie wir die neuen Gemeinden in unseren größer gewordenen Seelsorgebereich mit einbinden. Wie stärken wir die guten Dingen, die es in unseren Gemeinden gibt? In der Apostelgemeinde z.B. den IKJA. Das läuft im Moment gut. Aber wir haben hier nur ein kleines Pfarrgebiet und die Anzahl der Kinder wird immer geringer. Wie soll hier Jugendarbeit zukünftig laufen? Welche Konzepte gibt es für die Zukunft?
Aber auch die vielen Dinge, die nicht in festen Gruppen laufen, wo man sich trifft und einfach macht. Wie kann das weiterlaufen?
Eine große Frage wird auch sein, wie wir mit unseren Finanzen zurechtkommen werden, auf der Basis sinkender Kirchensteuereinnahmen. Wir müssen uns fragen, wie werden wir unsere Aufgaben weiter erfüllen können?
Was wünschen Sie sich von den Gemeindemitgliedern?
Aktive Mitarbeit! Aber da freue ich mich, dass das schon so ist! Gerade in der Coronazeit hat sich das wieder gezeigt. Videokonferenzen wurden geplant und durchgeführt. Alle haben sich eingesetzt und waren bereit mitzumachen.
Ich wünsche mir, dass wir die Zukunftsaufgaben gemeinsam in die Hand nehmen und überlegen, wie bleibt unsere Gemeinde lebendige Gemeinde.
Was wünschen Sie sich von der Bistumsleitung?
Ich nenne mal drei Aspekte:
Jungbauer privat: Was machen Sie gerne, wenn Sie gerade nicht Pfarrer sind?
Oft bleibt mir nur wenig Zeit, weil viele Termine erst abends sind. Leider hat in diesem Jahr Corona die Bayreuther Festspiele geschluckt. Oper und Theater sehe ich sehr gerne. Im Urlaub fahre ich gerne ans Meer z.B. nach England oder Irland und genieße lange Wanderungen am Wasser. In diesem Jahr komme ich dazu Verwandtenbesuche zu machen.
Was essen Sie gerne?
Alles, was gut ist! Da sage ich nichts dazu, sonst kriege ich immer und überall das Selbe. Rotwein trinke ich gerne.
Ein Blick in die Zukunft: Wie lange darf man als Pfarrer an einer Stelle bleiben?
Es gibt eine Versetzungsordnung der Diözese. Danach kann man 11 bis 12 Jahre an einem Ort sein.
Und dann?
Ruft normalerweise der Personalchef an und sagt, er braucht in einem anderen Bereich jemanden. Es gibt 35 Stellen für Leitende Pfarrer, die auch besetzt werden, soweit es geht.
Ich bin froh hier zu sein, weil es läuft wirklich gut. Die grundsätzliche Idee „Wir machen was zusammen!“ ist da. Es gibt Stellen, wo das nicht so ist.
Sie haben das letzte Wort!
Unsere Grundbotschaft als Christen ist, dass Jesus Christus sagt, „damit sie eins sind“. Dies gilt für die ganze Kirche, auch über die Gemeinde hinaus. Das „Ich-gehöre-zu-dieser-Gemeinde-System“ funktioniert nicht mehr. Christsein ist zu etwas Weiterem, etwas Ökumenischerem geworden. Die Konfessionsgrenzen sind für Gläubige nicht mehr so entscheidend. Es wird Orte geben, wo Menschen sagen, das ist der Kristallisationspunkt, wo wir uns zugehörig fühlen oder sehen, hier ist Kirche. In diese Richtung werden wir zukünftig denken müssen. Das Profil der einzelnen Gemeinden ist zu erforschen. Ich sehe die Apostelkirche als Ort, wo viel Jugendarbeit ist und wo sich Gemeinde trifft.
Wir sind missionarische Kirche, und müssen da sein, wo wir gebraucht werden: an den Kontenpunkten des Lebens (vor allem Geburt und Tod) und zu den Festen im Jahr, besonders zu Weihnachten.
Lieber Herr Jungbauer, herzlichen Dank für dieses Gespräch und alles Gute für Ihre weitere Arbeit in der Apostelgemeinde!
Interview: Frank Steigner