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Chronik

Kirchliches Leben in der Pfarrei

Die hauptamtlichen kirchlichen Mitarbeiter und ihre Spuren in der Pfarrei

Franz Guth

Nach dem Wechsel von Kunibert Wittwer nach Röthenbach a. d. Pegnitz war die Pfarrei St. Xystus mit ihren Filialgemeinden zwei Monate verwaist, bis am 1. April 1990 der neue Pfarrer kam. Es war Franz Guth, bis dahin Pfarrer in Erlangen-Dechsendorf. Er ist derjenige, der in der über 30-jährigen Geschichte der Apostelgemeinde die längste Zeit ihr Pfarrer war, über 14 Jahre. In seine Amtszeit fiel auch die Erhebung der Filialgemeinde zur selbstständigen Pfarrei „Zu den Hl. Aposteln“. Allein schon diese Tatsachen berechtigen ihn, seinen Beitrag zur Chronik „Entwicklung und Wachstum der Gemeinde Zu den Hl. Aposteln“ zu überschreiben. Er hat darin nicht nur die Gemeinde beschrieben, sondern kurz auch seinen eigenen Werdegang, bevor er Pfarrer von St. Xystus und damit auch Pfarrer der Apostelgemeinde wurde. Hier ist sein Bericht:

Dreiundzwanzig Jahre war ich als Kooperator von Hannberg mit Filiale Dechsendorf in dieser Nachbarpfarrei tätig, die auch zum Dekanat Erlangen gehörte. Ich kannte deshalb das rasante Wachstum und die Probleme der Pfarrei St. Xystus in Erlangen-Büchenbach. Zudem hatte ich auch noch über 23 Jahre lang den überpfarrlichen Posten eines Schuldekans inne. Als man 1972 Dechsendorf zur selbstständigen Pfarrei erhob, wurde ich dort Pfarrer. Nach langen Verhandlungen mit dem damaligen Generalvikar Dr. Heinrich Straub bekam ich zum 1. 4. 1990 die Pfarrei St. Xystus in Erlangen-Büchenbach übertragen mit ihren beiden Filialen „Zu den HI. Aposteln“ in Büchenbach und „Albertus Magnus“ in Frauenaurach.

Es war eine Gemeinde mit einer sehr großen Bevölkerungszahl, die zudem auf ein weites Territorium verteilt war. Sie hatte drei regelmäßige Zelebrationsstellen sowie drei weitere, die einmal wöchentlich betreut werden mussten. Zudem war und ist die soziologische Struktur sehr divergierend: Sie reicht vom sozial Schwachen bis hin zu Universitätsgelehrten und Siemens-Ingenieuren mit all den Zwischenstufen angefangen vom Bauern über selbstständige Kleinunternehmer, mittlere Beamte und die vielen Büro- und Universitätsangestellten sowie das Personal der Krankenhäuser. Die Gemeinde war damit sehr heterogen auch in Bezug auf die Altersstruktur.

Man kann sich vorstellen, wie „begehrt“ diese Pfarrei war, in der noch dazu mehrere Geistliche ihren priesterlichen Dienst aufgegeben hatten. Als ich, Franz Guth, geboren am 21. 6. 1936, nach 27 Dienstjahren als Kaplan und Pfarrer nach Büchenbach kam, waren wir drei Geistliche und ein/e Gemeindereferent/in, sodass eine einfache Aufteilung der seelsorglichen Arbeit, die auch schon eingespielt war, weiter bestehen konnte. Da Pfarrer Kunibert Wittwer, der die Gemeinde “Zu den Hl. Aposteln“ aufgebaut und bis dahin geleitet hatte, dann aber seinen priesterlichen Dienst aufgab, übernahm Kaplan Wolfgang Schneider diese Filialgemeinde. Er machte dort weiter, wo Kunibert aufgehört hatte, und stellte zusammen mit den Gemeindemitgliedern ein sehr lebendiges Gemeindeleben auf die Beine. Beide Priester, Kunibert und Wolfgang, hatten ein intensives Gespür für Gemeindeleben und konnten dies auch vermitteln, sodass eine selbstständig denkende und handelnde Gemeinde heranwuchs mit dem Grundgefühl „Wir sind das Volk Gottes“ oder noch deutlicher „Wir sind Kirche“ nach den Grundsätzen des II. Vaticanums. Dann aber kam der große Paukenschlag, der alles Erarbeitete, alle Errungenschaften dieser jungen Gemeinde in Frage zu stellen schien. Kaplan Schneider heiratete. Da machte sich die große Eigenständigkeit der Gemeinde bezahlt, sie führte einfach ihren Stil fort.

In diese Situation kam Engelbert Rauh als Pastoralreferent zur Apostelkirche, der mit einem großen Herzen, mit viel Fingerspitzengefühl, mit einem Gespür, was möglich ist und was nicht, die Schieflage wieder aufrichtete und eine bis zum heutigen Tage wohl funktionierende und lebendige Gemeinde führt und leitet. Er war der einzige Laie in der ganzen Erzdiözese, der selbst verantwortlich einer Gemeinde als Verkünder und Verwalter vorstand. Nach Jahren des Wachstums wurde die Gemeinde von einer Filialkirche zur eigenständigen Pfarrei erhoben. Herr Rauh war und ist auch heute der Gemeindeleiter und setzt zusammen mit den Schwestern und Brüdern die Arbeit an diesem Gemeindeleben fort. Es halfen und helfen ihm Pastoralassistenten oder -referenten, sofern solche vorhanden waren bzw. sind. Ich gehe immer wieder sehr gerne - auch als Pensionist - in diese Gemeinde, um mit ihr die Liebe Gottes zu feiern und zu leben.

Wer Wege sucht, geht auch den einen oder anderen verkehrten Weg, oder man geht ihn mit anderen Schwerpunkten, die der Gemeinde wichtig sind. Es war daher oft schwer, mit festgefahrenen Priestern, Domkapitularen und sonstigen Mitbrüdern, die bei uns aushalfen, zurechtzukommen. Sie wollten oft Vieles zurückfahren, was da in verantwortungsvoller Zusammenarbeit geschaffen worden war. Es war für mich, den Pfarrer, nicht immer leicht, für die Sonderheiten der Apostelkirche, die für mich auch der besonderen Situation der Apostelkirche angemessen waren, in Bamberg gerade zu stehen. Ich musste dort des Öfteren sagen: „Bist Du der Pfarrer oder ich? Ich kann das vor meinem Gewissen und vor unserer Kirche verantworten!“ So konnte unsere Apostelpfarrei in ihrer Selbstständigkeit und Lebendigkeit wachsen. Es war nicht immer leicht. Wir Hauptamtlichen hatten hier viel Verantwortung, wir waren auch oft zunächst verschiedener Meinung und mussten miteinander „streiten“ und argumentieren. Deswegen trafen wir uns wöchentlich zu unseren Dienstgesprächen und hatten zweimal im Jahr Klausurtage. Unter uns herrschte so großes Vertrauen, dass wir alles besprechen konnten. Wir waren, und ich glaube, wir sind auch heute noch gute Freunde.

Was musste nicht alles besprochen und abgestimmt werden! Da waren die jährlichen liturgischen Feste, die Erstkommunion und Firmung mit ihren besonderen Inhalten, Ausführungen und zeitlicher Festlegung. Wir haben z. B. bei der Martin-Luther-Kirche während der Fronleichnamsprozession Station gemacht mit Gebet, Predigt und Gesang, ja der evangelische Kollege hat sogar das Evangeliar bis zur nächsten Station, dem Altar vor der Apostelkirche, getragen. Die Osternacht wurde gemeinsam mit den evangelischen Christen am Brunnen in der Büchenbacher Anlage begonnen, Feste hat man gemeinsam gefeiert. Kinderbibeltage und -wochen wurden miteinander konzipiert und durchgezogen und der Pfingstmontag wurde zum „Christentag“ in Büchenbach. All das musste reifen, musste dem Volk Gottes erklärt und nahe gebracht werden. Dazu gehörten viele Gespräche, Auseinandersetzungen, theologische Begründungen sowie Kompromisse so weit möglich. Es waren wunderbare, fruchtbare Gespräche, die auch uns Hauptamtliche weiter gebracht haben. Und diese Einheit, dieses Zusammenspiel, diese Gemeinschaft ist übergesprungen in die Gemeinde. Auch da musste man sich immer wieder zusammensetzen, um z. B. Familien- oder Kindergottesdienste zu erarbeiten, Konzepte zu entwickeln, Aufgaben zu verteilen und auszuführen. Die Selbstständigkeit und die Selbstverständlichkeit, die in über 30 Jahren in dieser Gemeinde gewachsen sind, haben Früchte getragen und ich hoffe, es bleibt so.

Manchmal ist mir dieses Experimentierfeld auf den Wecker gegangen, das immer mit Zeit, Studieren und Sitzungen mit langen Gesprächen verbunden war, aber wir alle, Haupt- und Nebenamtliche, ja ich meine, die ganze Gemeinde konnten so wachsen und Neues im Auftrag Jesu einbringen. So wurde für mich das Experimentierfeld zum Mistbeet, aus dem immer wieder Neues, Lebendiges, Wunderbares heranwuchs.

Dafür möchte ich mich als Euer früherer Pfarrer ganz herzlich bedanken. Ihr habt mich jung gehalten!

Franz Guth, Pfarrer, Erlangen-Häusling, 01.03.2008

Franz Guth wurde am 31. August 2004 in den Ruhestand verabschiedet und lebt seither in seinem Haus im Erlanger Stadtteil Häusling. Dennoch ist er nicht von der Bildfläche verschwunden, er zelebriert, wenn es nötig ist, immer wieder den Sonntagsgottesdienst in der Apostelkirche und beweist so seine Verbundenheit mit der Gemeinde. In einem Artikel der IMPULSE anlässlich seiner Verabschiedung bedankten sich Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung der Apostelkirche u. a. mit den Worten: „Stets begegnen Sie den Menschen jeder Altersstufe vom jüngsten bis zum ältesten Gemeindemitglied mit einem weiten Herz und offenem Ohr. Durch ein tröstendes Wort oder auch einen liebevollen Händedruck, ein Lächeln, einen kleinen Scherz wird durch Sie die Liebe Gottes zu den Menschen erfahrbar.“ Das war keine Floskel, es war der Ausdruck dessen, was viele Gemeindemitglieder im Laufe der 14 Jahre immer wieder erleben konnten. Nicht ohne Grund rannten z. B. die Kinder im Gottesdienst immer förmlich los, wenn sie Franz Guth zum gemeinsamen Vaterunser im Kreis um den Altar einlud. Er selbst dürfte es auch so empfunden haben, als er in seinem Abschiedsartikel in den IMPULSEN resümierte: „Es war eine gute Zeit, die mir neben der Arbeit viel Freude und vor allem persönlichen, inneren Gewinn gebracht hat.“